checkliste für unbekannte gruppen

Checkliste für unbekannte Gruppen

1.
Bei der Gruppe findest du exakt das, was du bisher vergeblich gesucht hast. Sie weiß erstaunlich genau, was dir fehlt.

2.
Schon der erste Kontakt eröffnet dir eine völlig neue Sicht der Dinge.

3.
Das Weltbild der Gruppe ist verblüffend einfach und erklärt jedes Problem.

4.
Es ist schwer, sich ein genaues Bild von der Gruppe zu machen. Du sollst nicht nachdenken und prüfen. Deine neuen Freunde sagen: „Das kann man nicht erklären, das muss man erleben – komm doch gleich mit in unser Zentrum.“

5.
Die Gruppe hat einen Meister, ein Medium, einen Führer oder Guru, der allein im Besitz der ganzen Wahrheit ist.

6.
Die Lehre der Gruppe gilt als einzig echtes, ewig wahres Wissen. Die etablierte Wissenschaft, das rationale Denken, der Verstand werden als Verkopfung, als negativ, satanisch oder unerleuchtet abgelehnt.

7.
Kritik durch Außenstehende wird als Beweis betrachtet, dass die Gruppe Recht hat.

8.
Die Welt treibt auf eine Katastrophe zu, und nur die Gruppe weiß, wie man die Welt retten kann.

9.
Die Gruppe ist die Elite, und die übrige Menschheit ist krank und verloren – solange sie nicht mitmacht beziehungsweise sich retten lässt.

10.
Du sollst sofort Mitglied werden.

11.
Die Gruppe grenzt sich von der übrigen Welt ab, etwa durch Kleidung, Ernährungsvorschriften, eine eigene Sprache, strenge Reglementierung zwischenmenschlicher Beziehungen.

12.
Die Gruppe will, dass du alle „alten“ Beziehungen abbrichst, weil sie deine Entwicklung behindern.

13.
Dein Sexualverhalten wird dir exakt vorgeschrieben, etwa Partnerwahl durch die Leitung, Gruppensex oder auch totale Enthaltsamkeit.

14.
Die Gruppe füllt deine gesamte Zeit mit Aufgaben: Verkauf von Büchern oder Zeitungen, Werben neuer Mitglieder, Besuch von Kursen, Meditation …

15.
Es ist schwer allein zu sein – jemand aus der Gruppe ist immer dabei.

16.
Wenn du zweifelst, wenn sich der versprochene Erfolg nicht einstellt, bist du „selbst schuld“, weil du dich angeblich nicht genug einsetzt oder weil du nicht stark genug glaubst.

17.
Die Gruppe verlangt strikte Befolgung ihrer Regeln und Disziplin – als einzigen Weg zur Rettung.

Schon bei einem „Ja“

VORSICHT

Diese Checkliste wurde von mehreren EKD-Sektenbeauftragten und Kultusministerien herausgegeben.

wie funktioniert eine gruppe?

Zunächst einmal ist es natürlich für jedes Gruppenmitglied Pflicht, an allen Kursen und Workshops teilzunehmen! Man ist ja schließlich ein Vorbild.
Selbstverständlich muss man die Kurse und den monatlichen Mitgliedsbeitrag bezahlen.
Der Lehrer will ja auch leben.
Außerdem will man ja auch weiterkommen.

Auch wäre es von Vorteil, wenn Gruppenmitglieder vor Verantwortung nicht zurückschrecken, Kämpfer sind. Die Gruppe steht ja hinter einem und hilft.

Gerne wird das durch einen spirituellen Überbau zementiert. Man könnte sie „Krieger des Lichts“ nennen, sie dazu ermuntern, Licht in die Welt zu bringen, und ähnlich hehre Ziele, die an das Verantwortungsgefühl des Einzelnen und somit auch der Gruppe apellieren. Gerne übernimmt das der Lehrer bzw. der Trainer bzw. der Guru.

Meist recht eindringlich unter Zuhilfenahme von Zuckerbrot und Peitsche, wobei es hilfreich ist, solche oder ähnliche Sätze zu formulieren wie:

  • du musst durchlassen.
  • nicht mehr an irgendwas anhaften
  • das ist pures ego.
  • das ist deine/unsere prüfung.
  • willst du kein licht in die welt bringen?
  • schalt mal deinen kopf aus.
  • fühl mal.
  • dein gefühl ist nicht richtig.
  • erkenne mal die zeichen.
  • das ist der angriff (der „anderen seite“, Anm. d. Autors)
  • willst du so rumlaufen wie alle anderen da draussen?
  • Alles rechtfertigungen/hör auf, dich zu rechtfertigen
  • ich hab dich lieb.
Meldet eines der Mitglieder dennoch weiterhin und wiederholt Bedenken an, wird kurzerhand ein Gruppenmeeting einberufen, gerne auch am Wochenende oder spät abends und das Schäfchen wieder mit Hilfe von anderen lieben Gruppenmitgliedern auf Kurs gebracht.

Auch lauscht man bei diesen Sitzungen gerne den ausführlichen Vorträgen des Lehrers/Trainers/Gurus.

Natürlich wird sich das Gruppenmitglied gerne wieder in die Gruppe einfügen, findet es doch dort:

  • Geborgenheit
  • darf sich in einer Kampfkunst vervollkommnen
  • nebenbei die Welt retten
  • Verständnis
  • Zugehörigkeit
  • Kommunikation

Da nimmt es gerne in Kauf, dass die Kommunikation zwischen Gruppenmitgliedern immer beim Lehrer/Trainer/Guru landet.
Gerne sind einzelne Gruppenmitglieder dabei behilflich.

Durch diverse Versprechungen von Erleuchtung/ Seelenheil /körperliche Gesundheit (ist jeweils austauschbar) sollte man auch nicht aufschiebbare häufige Anrufe des Lehrers/Trainers/Gurus auf der Arbeitsstelle geduldig und freundlich anhören bzw. beantworten.

Eine damit verbundene Kopfwaschung ist nicht persönlich gemeint und dient der allgemeinen Kommunikation.

Auch leichte Druckausübung bei Einzelgesprächen oder inqusitionsartige Verhöre/Standpauken vom Lehrer/Trainer/Guru auch vor der Gruppe dient nur dem Seelenheil des Schäfchens.
Wobei es ruhig auch mal zu Tränen kommen darf.
Dies gehört zum Reinigungsprozess.

An Informationen erhalten die Mitglieder natürlich nur, was der Lehrer/Trainer/Guru für wichtig und richtig hält.
Dies beugt einer zu großen mentalen Überlastung vor,  um sich auf das Wesentliche konzentrieren zu können.